Zusammen arbeiten und schneller!

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Von Cécile Calla

Veröffentlicht am - Aktualisiert am

Unternehmer, Experten und Politiker haben sich anlässlich des neunten deutsch-französischen Business-Forums am 22. November in Berlin getroffen. Thema waren die großen Herausforderungen der europäischen Industrie.
Zusammen arbeiten und schneller!

© AFA

Zusammenarbeiten und unsere Kräfte bündeln, um die europäische Souveränität zu stärken. Dies war die wichtigste Botschaft des deutsch-französischen Wirtschaftsforums, das am 22. November in Berlin stattfand. Experten, Politiker, Vertreter großer Unternehmen und Start-ups diskutierten einen halben Tag lang über die großen Herausforderungen und Perspektiven der europäischen Industrie: von der industriellen Quantenrevolution bis zur Raumfahrttechnologie, ohne dabei Verteidigungsfragen, die Rolle kritischer Rohstoffe und Wasserstoff zu vergessen. In all diesen wichtigen Bereichen verfügt Europa zweifellos über wertvolles Know-how, aber seine Strategie bleibt noch zu oft fragmentiert, was es gegenüber den chinesischen und amerikanischen Giganten verwundbar macht. „Um die europäischen Ambitionen dieser Konferenz zu unterstreichen, wurden fast alle Panels auf Englisch abgehalten“, erklärt Bénédicte de Peretti, Präsidentin von B2P Communications Consulting, die diese Treffen jedes Jahr in Zusammenarbeit mit den Tageszeitungen Les Echos und Handelsblatt organisiert. Eine Sprachwahl, die einige Teilnehmer in Frage stellten, zu einem Zeitpunkt, an dem die Beziehungen zwischen den beiden Ländern von zahlreichen Streitigkeiten geprägt sind. Ein weiterer Aspekt, der nicht unbemerkt blieb, war die geringe Präsenz von Frauen bei diesen Debatten. Dies lässt den Schluss zu, dass Parität ein eigenständiges Thema bei solchen Treffen sein müsste.

Strategie fehlt

Wenig überraschend zogen die Themen Verteidigung und Energie die Aufmerksamkeit des Publikums besonders auf sich. Und wie bei jedem deutsch-französischen Treffen wurde das Fehlen einer gemeinsamen Vision für die europäische Verteidigung beklagt. In diesem Zusammenhang wurden auch die deutsch-französischen Differenzen angesprochen. Die FDP-Abgeordnete Sandra Weeser räumte ein, dass kulturelle Unterschiede immer wieder Anlass zu Streitigkeiten geben. Jean-Brice Dumont, Leiter der Abteilung für militärische Flugsysteme bei Airbus Defence and Space, betonte die Bedeutung einer deutsch-französischen Vereinbarung für die Durchführung europäischer Großprojekte und versicherte, dass das SCAF (Future Air Combat System), eine Reihe von miteinander verbundenen Luftwaffensystemen, an denen Frankreich, Deutschland, Spanien und Belgien beteiligt sind, „ein Erfolg“ sein werde. „Die Welt verändert sich sehr schnell, daher gilt es ordentlich Gas zu geben“, mahnte André Loesekrug-Pietri, Vorsitzender der Joint European Disruptive Initiative. Ein weiterer wichtiger Aspekt, der der breiten Öffentlichkeit weniger bekannt ist, ist die Weltraumverteidigung. „Er nannte als Beispiel den Krieg in der Ukraine, bei dem kommerzielle Satelliten zu Beginn des Konflikts deaktiviert wurden.

Ein weiteres großes Thema war die Rolle von Wasserstoff in der Energieversorgung der Zukunft. Céline Pizzoti, stellvertretende Direktorin des Deutsch-Französischen Büros für den Übergang zur Energiewirtschaft (OFATE), erinnerte daran, dass diese Energie vielfältig genutzt werden kann, aber heute noch eine knappe und teure Ressource ist. Ihre Entwicklung könne nur in einem europäischen Kontext erfolgen, betonte Kirsten Westphal, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Dazu müsse eine grenzüberschreitende Infrastruktur aufgebaut werden. Dies wird derzeit von Engie Deutschland umgesetzt, die das Gasnetz teilweise mit Blick auf Wasserstoff umbaut und daran arbeitet, das Netz zwischen Lothringen und dem Saarland zu verbinden. Der Vorstandsvorsitzende Eric Stab fasste zusammen: „Wasserstoff ist zweifellos ein Teil der Lösung, aber wir werden dennoch nicht die gesamte Wirtschaft versorgen können“.

Finanzierung fehlt

Wie andere Segmente der europäischen Industrie leidet auch der Raumfahrtsektor, der rund 57.822 Menschen beschäftigt (Zahlen für 2022), unter einem Mangel an einer gemeinsamen Strategie und an Finanzmitteln. „Wollen wir gewichtige Akteure sein?“, rief Zeina Mounzer, Geschäftsführerin von Telespazio Deutschland, dem Publikum zu. Wir müssen aufwachen und erkennen, was außerhalb Europas passiert. Und bringen Sie Geld hierher“, fuhr sie fort.

Das Wirtschaftsforum bot auch die Gelegenheit, einen Einblick in das Potenzial der Quantentechnologie zu erhalten. Diese Technologie, bei der Atome mithilfe von Lasern eingefangen und mithilfe von Mikrowellen programmiert werden, „wird die Industrie völlig umkrempeln“, prognostizierte Markus Pflitsch, Vorstandsvorsitzender und Gründer der Terra Quantum AG. Aufgrund der enormen Konkurrenz aus den USA und China und der fehlenden Finanzierung „laufen wir Gefahr, diese Technologie zu verlieren“, befürchtet er. Jan Leisse, Präsident und Gründer von EleQtron, dem führenden Hersteller von Quantencomputern, fügte hinzu: „Das klingt wie Science-Fiction, aber die Anwendungsmöglichkeiten werden im Alltagsleben zu finden sein, z. B. bei der Optimierung von Verkehrsampeln oder beim Schneiden von Metallplatten“. Es bleibt zu hoffen, dass die Regierungen beider Länder diesen Empfehlungen und Warnungen in einem europäischen Sinne folgen werden.

„Wollen wir wichtige Akteure sein?“